Die Konstruktion des ersten Augenspiegels durch den Mediziner und späteren Physiker Hermann von Helmholtz (1821-1894) im Jahre 1850 veränderte die Augenheilkunde radikal. Erstmals war es nun möglich, das Innere des Auges und speziell den Augenhintergrund am Patienten zu inspizieren. Dieser Augenspiegel baute auf dem Prinzip eines halbdurchlässigen Spiegels auf. Angefertigt wurde er in Königsberg, und zwar durch den Universitätsmechanikus Rekoss, der für Helmholtz auch andere Apparate herstellte. Trotz der neuen diagnostischen Möglichkeiten verbreitete sich das neue Instrument nur langsam. Seit der Mitte der 1850er Jahre konstruierten andere Spezialisten aber schon Modifikationen des ersten Typs, die meisten von ihnen bauten auf dem Prinzip eines Hohlspiegels auf.
Weite Verbreitung fand das von Richard Liebreich (1830-1917) um 1860 konstruierte Modell, das durch seinen geringen Preis besonders interessant für Praktiker und Studierende war. Das Ophthalmoskop nach Liebreich besteht aus einem Hohlspiegel, der auf seiner Rückseite eine Gabel trägt, in die Korrekturlinsen eingesteckt werden konnten. Zusammen mit den Korrekturlinsen und zwei Umkehrlinsen ist der Hohlspiegel in einem Etui untergebracht, was den Transport erleichtert. Zu Beginn der 1870er Jahre ersetzte man den Metallspiegel durch eine Glasplatte, wie sie das hier gezeigte Gerät besitzt. Das Etui des Augenspiegels aus dem Bestand der Medizinhistorischen Sammlung ist mit „Liebreich’s Ophthalmoscope“ beschriftet. Innen ist es mit violettem Samt ausgeschlagen und mit dem Schriftzug „P.Dörffel, Berlin“ versehen. Liebreichs Augenspiegel wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert eingesetzt.